Artgerechte Haltung

Schildkröten gehören ins Freiland und nicht in Wohnung und erst recht nicht in ein Terrarium. Punkt.


Sie brauchen vor allem die Sonne, die Erde, die frische Luft, ein abwechslungsreiches Gelände mit Steinen, Sträuchern, Kräutern, schattigen Plätzen, Ruhe.

Keine auch sonst wie geartete Lampe kann die Sonne ersetzen - spare dir bitte das Geld für Terrarien und teure Glühlampen und investiere am besten in ein schönes Freilandgehege - zur Not auch der Balkon.

Die UV-B-Strahlen der Sonne sind für den Kalk-Phosphor-Haushalt der Schildkröten lebensnotwendig. Die Strahlen gehen nicht durch Fensterscheiben oder geringwertige Hohlkammerplatten. Kurz: Die Tiere werden schleichend krank, wenn die Sonne fehlt.

Das Gehege sollte sowohl Sonne (unbedingt am Morgen und auch in den Spätnachmittag- bis Abendstunden) als auch Schatten bieten und den Tieren möglichst viel Bewegungsfreiheit bieten. Babies brauchen noch verhältnismäßig viel Schatten mit einem feuchten Substrat (!).

Nicht entmutigen lassen: ein Freilandgehege hat vielleicht nicht gleich alles, es wächst nach und nach zu einem kleinen Paradies für deine Schildkröten. Und diese neugierigen Tiere freuen sich, wenn es immer wieder etwas Neues zu erkunden gibt.

Die Schildkröten werden es dir mit Gesundheit und Agilität danken, dass du ihnen eine annähernd artgerechte Haltung ermöglichst.

Mir persönlich macht es großen Spaß, das Gehege immer schöner und wilder :-) zu gestalten und zum Augenkino im Garten werden zu lassen.

Ich gebe dir einfach ein paar Anregungen und Tipps mit meinen Bildern. Ich habe anfänglich leider auch Fehler gemacht, auf die ich hier ebenfalls hinweise.

Viel Spaß beim Anschauen.


So habe ich in einem Sommer angefangen (nicht empfehlenswert):

einfaches kleines Gewächshaus vom Gartenbaumarkt (Billig-Hohlkammern).

Diese Variante ist nicht für die ganzjährige Freilandhaltung geeignet, da es in den Übergangszeiten hierin einfach zu kalt wird und die UV-B-strahlung nicht durch die Platten geht.

Besser und wirklich vernünftig: Alltop 16mm-Hohlkammer


link: http://www.beckmann-kg.de


- einzige Variante, die UV-durchlässig und eine über 90%-ige Lichtdurchlässigkeit hat, so dass die Tiere auch in den Übergangszeiten gut mit den lebenswichtigen Sonnenstrahlen versorgt sind


- das angebotene ‚Schildkrötenhaus‘ ist im Vergleich teurer (hier abgebildet)

Ich empfehle eine Frühbeetvariante mit 16mm, Typ Allgäu Modell 3 mit 123 x 107 cm oder 101 x 107 cm. Vorteil: kann ich auch verlängern mit entsprechendem Bausatz.


Den Unterbau mit der Türklappe kann man selbst bauen: Styrodur-Platten (Baumarkt), in den Boden eingraben, Haus drauf setzen, verschrauben, Ausgang in die Styrodur-Platte schneiden und von innen mit einem Lamellenschutz versehen

Sonnenhügel - wichtig ist hier, dass diese Plätze schnell trocken sind. Wasserdurchlässiges Substrat (kleine Kieselsteine -aber nicht zu klein!!) oder größere Steinplatten sind super geeignet

Das Freigehege gerne abwechslungsreich mit Korkröhren, Steinen, Sträuchern - am besten nicht so „aufgeräumt“ wie der gute „deutsche Vorgarten“ - gestalten. Lasst ruhig Laub oder heruntergefallene Ästchen oder dergleichen auf dem Boden liegen. Das kann beschnuppert oder überklettert werden - eben wie in der Natur.

Die Anlage sollte trockene Flächen haben. In unseren Breitengraden ist nämlich eher die zu hohe Feuchtigkeit und der nasse Untergrund ein Problem. Die Tiere lieben es, geschützt an einem warmen, trockenen Platz zu liegen.

Als Trockenplatz reichen für die kleinen Schildkröten auch flache Steine

Niemals zu kleinen Kies verwenden!


Bei den trockenen Plätzen, die gerne zum Sonnen genutzt werden ist es wichtig, den Tieren einen Schutz in Form von Steinen, Ästen, Kork, kleinen Sträuchern oder zurecht geschnittenen Strohmatten zu bieten - ansonsten werden sie die Plätze nicht gerne annehmen.

Den hier abgebildeten Splitt musste ich ab einer gewissen Tiergröße entfernen, da eine Schildkröte angefangen hatte, den Splitt zu fressen. Deshalb nehmt bitte größere Kieselsteine - je dunkler desto besser speichern sie die Wärme und desto sicherer fühlen sich auch die Tiere. Nicht unbedingt und ausschließlich wegen der Wärme, sondern als Tarnschutz gegen die Fressfeinde. Die Schildis fallen halt auf weißem Kies schneller auf ;-)

Flache Wasserschalen im Gehege bieten den Tieren einen beliebten Badeplatz. Die Schale(n) solltenmöglichst ebenerdig in die Erde eingelassen und mit mehreren Steinen versehen sein - falls eine Schildi im Wasser auf den Rücken fallen sollte. Im Sommer leere ich die Schalen regelmäßig und lasse sie in der Sonne richtig warm werden - dann sind sie wieder richtig sauber, so wie diese hier - sie trocknet gerade noch ab.

Bitte auch keine durchsichtigen Materialien. Die Tieren laufen ständig an diesen Begrenzungen auf und ab und entwickeln im schlimmsten Fall einen Hospitalismus.

Bewährt hat sich folgende Variante: rund um das Gelände eine ca. 20-30 cm tiefe und ca. 10 cm breite Drainage graben und Kies eingefüllt = Ausbruchschutz.


Dann habe ich mich für Tonsteine (sog. Vormauerklinker = die mit den Löchern und Vollklinker als Abdeckung) entschieden. Vorteile dieser Einzäunung:

- sind eigentlich unkaputtbar, also eine einmalige Investition,

- sind pflegeleicht - ich kann sie abschrubben oder mit dem Dampfstrahler säubern,

- ich kann sie jederzeit umbauen, höher oder niedriger bauen,

- die Schildkröten können nicht daran hochklettern,

- sie sehen mediteran aus,

- gibts in jedem gut sortierten Baumarkt,

- ich kann sie mitnehmen, falls ich woanders hinziehe,

- sie speichern die Wärme und die Tiere lieben es, sich abends in die Nähe oder an die Mauern zu legen

Flache Wasserschalen im Gehege bieten den Tieren einen beliebten Badeplatz. Die Schale(n) solltenmöglichst ebenerdig in die Erde eingelassen und mit mehreren Steinen versehen sein - falls eine Schildi im Wasser auf den Rücken fallen sollte. Im Sommer leere ich die Schalen regelmäßig und lasse sie in der Sonne richtig warm werden - dann sind sie wieder richtig sauber, so wie diese hier - sie trocknet gerade noch ab.

Marginatas lieben es, zu klettern. Große Steine und höhere Sonnenplätze sind bei meinen Tieren sehr beliebt

Legehügel, Sträucher, Steine, Verstecke  und Wasser-/Badeschale

2. Legehügel - in Benutzung ;-)

Klettern, Sonnen und Fressen - was ein Leben :-)

2016 haben wir unser Freilandgehege auf ca. 150 Quadratmeter ausgebaut -


jede Menge Platz zum Laufen, Sonnen und Grasen auf der Wildkräuterweide.

Brunnenn im rechten Teil des Freilandgeheges

Höhle im hinteren (Schatten-) Teil des Brunnens in der Bauphase (kann man ja schon mal ausprobieren….)

Nachdem wir abends die Bank im neuen Gehege aufgestellt hatten, wurde sie gleich morgens begutachtet ….


Sonnen an der Mauer - schööön warm

im heißen Sommer muss das Alltop-Gewächshaus zusätzlich mit einer Matte o.ä. beschattet werden. Die Tiere haben zusätzlich die Möglichkeit, sich in das Schlafhaus (links vom Gewächshaus mit Durchgang) zurück zu ziehen. Hier ist es kühler und die Erde leicht feucht

großer Kräuterhügel...




Ottilie beim Morgen-Mampf

…. da steckt wer im Busch … Es ist Emma!